Entstehung und erste online Projekte

Experts of the World Unite! ist eine selbstorganisierte Gruppe, die sich für Frauenrechte, Solidarität und Bildung einsetzt. In diesem Beitrag erfahrt ihr alles zur Entstehung und den ersten Projekten. Für aktuelle Projekte schaut euch gerne die einzelnen Blogbeiträge auf der Website genauer an.

Alles began im Frühjahr 2021 an der Universität in Lüneburg. In einem Seminar zu „Feministischer Theorie aus postkolonialer Perspektive“ bekamen die Studierenden digitalen Besuch von der Aktivistin Parwana Amiri und Marily Stroux. Parwana befand sich zu der Zeit in einem griechischen Geflüchteten Camp auf Lesbos. Marily engagiert sich seit Jahren in Hamburg und Griechenland. Gemeinsam hatten die beiden bereits einige Projekte umgesetzt. Genau genommen begann alles also schon 3 Jahre zuvor auf Lesbos. Parwana berichtete von der schlimmen menschenunwürdigen Lage vor Ort in den Camps, der Isolation und davon wie den Kindern und Jugendlichen aufgrund der Corona-Krise verwehrt wurde die Schule zu besuchen. Mit einer selbstorganisierten Schule, versuchte sie sich für das Menschenrecht auf Bildung im Camp einzusetzen. Über die schlimmen Zustände in Moria schrieb Parwana in ihrem Buch „Letters from Moria“. In den Briefen nimmt sie verschiedene Perspektiven von Menschen in den Camps ein, berichtet von den schlimmen Zuständen, gemacht um Menschen auf ihrem Weg in ein Leben in Sicherheit zu hindern. Gemeinsam mit Marily stellte Parwana der Seminargruppe zudem das Pixi-Buch „The Olive Tree“ vor. Das Buch basiert auf der wahren Geschichte von Menschen, die gezwungen wurden in den Olivenhainen zu leben. Zusammen mit Marily und dem Netzwerk Welcome 2 Europe wurde dieses Buch veröffentlicht. Mehr über Parwana’s Literatur, Marily’s Illustrationen und die Arbeit von Welcome 2 Europe erfahrt ihr unter diesen Links:

Letters from Moria: http://lesvos.w2eu.net/tag/letter-from-moria/

The Olive Tree: http://lesvos.w2eu.net/2020/03/22/pixi-the-olive-tree-and-the-old-woman/

The Olive Tree als Film: https://www.youtube.com/watch?v=UG_qX63-e3Q

Zurück nach Lüneburg: Nach dem digitalen Besuch von Parwana gründeten ein paar Studierende zusammen mit der Seminarleiterin Simone und anderen Engagierten wie Marily die Initiative „Bildung für Alle!“ Im März wurde zu einer ersten Netzwerkveranstaltung eingeladen, bei der alle Interessierten vorbeikommen und sich darüber austauschen konnten, wie man sich gemeinsam für das Menschenrecht „Bildung“ engagieren könne. Marily stellte erneut den Kontakt zu Parwana und der griechischen Lehrerin Sonia Vlachou her, die nochmals von der katastrophalen Lage vor Ort berichteten. Es bildete sich eine kleine festere Gruppe heraus.

Eine zentrale anfängliche Idee war es, sich die digitalen Möglichkeiten zu Nutze zu machen und online über Zoom Unterricht für die geflüchteten Jugendlichen in den Camps anzubieten und einen Raum für Austausch zu schaffen. Die digitale Verbindung war immer wieder herausfordernd, da in den Camps kaum gute Internetverbindungen bestehen. Zentral waren deshalb Sonia und Parwana, die Kontakt zu einer Gruppe Schüler*innen in den Camps herstellten. Wir trafen uns wöchentlich per Zoom zum gemeinsamen Austausch.

Experts of the World Unite!

Das erste größere Projekt, das wir gemeinsam umsetzten war ein Wochenende bei dem viele unterschiedliche digitale Workshops geplant waren. Unter dem Namen „Experts of the World Unite“ wollten wir ein Angebot für die Jugendlichen schaffen zumindest zeitweise aus dem Camp-Alltag zu entweichen. Es ging, aber auch darum voneinander zu lernen und so gab es nicht nur Workshops, die von den Studierenden und anderen Menschen aus Hamburg und Lüneburg angeboten wurden, sondern auch von den Jugendlichen in den Camps. Gemeinsam lernten wir Kochen, Sticken, Gedichte schreiben, über das Universum, das Internet und Selbstverteidigung. Sonia fuhr zu diesem Zweck mit einer Gruppe Schüler*innen übers Wochenende weg. Die andere Gruppe, rund um Parwana traf sich im Ritsona Camp in den selbst organisierten Räumlichkeiten. Das ganze wurde aus individuellen Spenden und Geldern des Asta der Leuphana Universität finanziert. In einem der Workshops entstand auch das Logo, dass wir heute noch für unsere Initiative nutzen und das von einer der Jugendlichen aus Ritsona gemalt wurde. Und auch den Titel des Wochenendes behielten wir als Initiativen-Name bei. Ebenso wie wöchentliche online Kurse in Mathe, Englisch und Deutsch.

Tell me what you see behind the word humanity

Do you see barbed wires, fences and walls?

Why do you spread neglect, hate and exclusion?

For whom do you preserve the love, the laugh, the hope?

Why do you accept for others, something

You would never for yourself?

Who shall preserve the love, the laugh, the hope, if not us?

Gedicht aus dem Poetry Workshop mit Parwana

Weiterhin wurde sich wöchentlich online getroffen und zu aktuellen Problemen ausgetauscht. Auch die Deutsch, Mathe und Englisch Kurse liefen weiter. Während die griechische und europäische Politik versagt und trotz all der Missstände nicht hinsehen will, ging es uns darum zumindest im Kleinen einen Raum des Willkommenseins zu schaffen.

Art Crossing Borders

Um sich die Zeit im Camp zu vertreiben und um sich eine Stimme zu erkämpfen, fingen viele der Jugendliche an sich künstlerisch zu betätigen (z.b. Gedichte, Bücher und Texte, Malen, Stickerei, Film). Somit veränderte sich unser Projektfokus auch ein wenig. Während die Themen Bildung, Migrationsrecht und Menschenrechte generell natürlich nach wie vor zentral für uns sind, begannen wir damit die Kunst der Jugendlichen in den Vordergrund zu stellen. Mittlerweile hatten wir fast nur noch Kontakt zu den jungen Frauen, da die Jungs zum arbeiten als Erntehelfer geschickt wurden und keine Zeit mehr für unsere Treffen hatten. Es bildete sich ein kleiner aber immer festerer Kreis aus Aktivist*innen in Hamburg/Lüneburg und afghanischen und kurdischen Frauen in den griechischen Camps. Immer wieder entstanden über Marily neue Kontakte zu jungen Frauen auf der Flucht, die daraufhin Teil unserer Gruppe wurden. Wir begannen mit ersten Kunstausstellungen in Hamburg. Unterstützt wurden wir dabei von der GEW Hamburg und der GWA St. Pauli. Die ersten Ausstellungen fanden noch in Abwesenheit der Künstlerinnen statt und unter den Herausforderungen der Corona-Beschränkungen. Nach einiger Zeit befanden sich jedoch immer mehr von den jungen Frauen auf dem Weg nach Deutschland.

Hier seht ihr den ersten Teil unserer Geschichte in Bildern, illustriert von Marily Stroux:

Bildung, Kunst und Solidarität

Mittlerweile leben alle Mitglieder unserer Gruppe mit ihren Familien in Deutschland. Nach langer Zeit konnten sich die jungen Frauen in Hamburg wiedersehen und wir alle einander in Präsenz kennenlernen. Der ersten Präsenzveranstaltung folgten bereits viele weitere! Gemeinsam haben wir bereits Kunst- und Informationsveranstaltungen in Hamburg und Bielefeld umgesetzt, waren Teil eines Antidiskriminierungs-Fußball-Turniers und haben ein Wandbild an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg gemalt! Noch immer sehen wir uns wöchentlich digital, tauschen uns aus und entwickeln immer neue Projektideen. Gemeinsam versuchen wir eine Stimme zu entwickeln und laut zu werden gegen Rassismus, für Frauen-Rechte und die Rechte aller Menschen, ohne Grenzen, überall. 

Wir freuen uns, wenn ihr unser Vorhaben unterstützt! Unsere neusten Projekte findet ihr hier im Block!

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